Ich habe viele, viele Jahre gebloggt. Dazwischen gab es Umzüge, Neuanfänge, Pausen, Wechsel der Veröffentlichungsplattform und vieles mehr. Im Prinzip kenne ich fast jede Blog-Software, aber eigentlich habe ich mit WordPress angefangen.
Mein Weg zu Ghost
Über die Jahre probierte ich verschiedene statische Content-Management-Systeme aus und war begeistert. Aber wie das so ist, kein System kann alles. Am Ende kommt es immer darauf an, was man will und mit welchem System man sich am wohlsten fühlt.
Dann bin ich auf Ghost gestoßen, eine Blog-Software, die in JavaScript geschrieben ist und auf Node.js basiert. Im Gegensatz zu WordPress ist es kein schwergewichtiges System, bietet aber unglaublich viele Möglichkeiten und ist sehr performant. Trotzdem ist es von der Oberfläche her sehr einfach gehalten. Hier steht das ablenkungsfreie Schreiben im Vordergrund. Außerdem ist ein komplettes Newsletter- und Abonnenten-System integriert. Für mich ist Ghost die perfekte Blog-Software, allerdings mit einem großen Aber und darauf möchte ich hier eingehen. Ich habe bereits einen Beitrag zu diesem Thema geschrieben, dieser ist nur noch mal eine Aufarbeitung.
Was gefällt mir im Nachhinein nicht so gut
Grundsätzlich muss man sich darüber im Klaren sein, was man will. Natürlich kann man Ghost als reine Blog-Software verwenden, aber das Herzstück ist dann doch das Newsletter- und Abonnenten-System. Das muss man nicht nutzen, aber allein mit dem Kommentarsystem wird es dann schon schwierig. Man kann es selbstverständlich für alle öffnen, nur verfügt Ghost über keine gute Spamabwehr. Wer immer wieder mit der gleichen IP spammt, wird zwar geblockt, aber Spambots benutzen nicht immer die gleiche IP. Eine Möglichkeit der Abwehr ist, das CDN Cloudflare dazwischenzuschalten, aber das ist in der EU nicht ganz unbedenklich. Für WordPress gibt es diesbezüglich gute Plug-ins, die auch DSGVO-konform einsetzbar sind.
Ein weiterer Punkt. Wenn ich etwa ein YouTube-Video in einen Beitrag einbinden möchte, ist das mit Ghost sehr komfortabel möglich, aber eben nicht DSGVO-konform. Bei WordPress ist das auch so, aber da gibt es Plug-ins, die das ermöglichen. Bei Ghost müsste die Möglichkeit mehr oder weniger in den Core integriert werden, weil es kein Plug-In-System gibt, was zugegebenermaßen auch viele Vorteile in Bezug auf Stabilität und Sicherheit mit sich bringt.
Wie auch die meisten statischen Content-Management-Systeme verfügt Ghost über keine Medienverwaltung. Angenommen, ich verwende z. B. Grafiken in Beiträgen immer wieder, muss ich sie auch für jeden Beitrag immer wieder hochladen. Und lösche ich Beiträge, verbleiben die eingebundenen Medien auf dem Server.
Eine der großen Stärken von Ghost ist das Newslettersystem. Zum Versenden von Newslettern wird ein SMTP-Provider benötigt. Bei Ghost steht jedoch nur Mailgun zur Auswahl. Ich bin also von der Tarifstruktur des Anbieters abhängig, da ich keine andere Wahl habe. Im Ghost-Forum wurde das auch schon oft bemängelt, aber die Entwickler haben da ganz andere Prioritäten, sodass sich diesbezüglich nichts tut. Bei WordPress muss ich zwar ein Newslettersystem mit Plug-ins nachrüsten und das ist dann auch nicht so komfortabel wie bei Ghost, aber ich habe die absolut freie Wahl, welchen Anbieter ich für den Versand verwende. Und preislich gibt es enorme Unterschiede. Da ist es gut, wenn man die Wahl hat.
Mögliche Probleme mit der DSGVO
Natürlich muss ich erwähnen, dass ich das alles aus der Sicht eines EU-Bürgers schreibe. Außerhalb der EU sind die meisten Punkte überhaupt kein Problem, da ich mir über die Nutzung von Cloudflare oder das einfache Einbinden von YouTube-Videos überhaupt keine Gedanken machen muss. Und selbstverständlich kann man Ghost auch DSGVO-konform nutzen, sofern man die Java Scripte auf dem eigenen Server hostet. Denn das ist eben auch so ein Ding. Ghost stellt JavaScript-Bibliotheken über jsDelivr zur Verfügung. Die meisten Open-Source-Bibliotheken werden über das CDN ausgeliefert. Es werden zwar keine Cookies auf dem Rechner des Besuchers abgelegt und keine Daten zum Verkauf verwendet. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die IP ohne Zustimmung des Besuchers übertragen wird. Das passiert übrigens immer, wenn man eine Website aufruft, egal wo sie gehostet wird. Aber in diesem Fall spielt es zumindest in Europa eine Rolle.
Für wen ist Ghost besonders geeignet?
Ghost ist das perfekte System, wenn man als Autor oder freier Journalist unabhängig sein will. Es bietet alles, was man dafür benötigt. Angefangen von einem ausgezeichneten Newslettersystem und einer Mitgliederverwaltung bis hin zur freien Gestaltung der Abonnementstufen. Ghost ist wie Substack, Medium, Steady und andere Newsletterdienste dieser Art, aber unter eigener Kontrolle.
Ist Ghost auch was für Hobby-Blogger?
Im Prinzip ja, aber es kommt darauf an, wie ich Bloggen definiere. Ich glaube, bei Ghost liegt der Fokus sehr stark darauf, sich eine Leserschaft aufzubauen, die auch bereit ist, für Inhalte zu bezahlen. Und wenn man von Paid Content mal absieht, ist der Aufbau einer Leserschaft über die Mitgliedschaft, die ja nichts kosten muss, der richtige Weg. Denn man bekommt immer weniger organischen Traffic von den Suchmaschinen, weil das System komplett kaputt ist. Außerdem baut man so eine gewisse Nähe zu seinen Lesern auf.
Für mich als reinen Hobby-Blogger ohne Themenschwerpunkt funktioniert das nicht. Und auch wenn in Blogs kaum noch kommentiert wird, möchte ich den Lesern zumindest die Möglichkeit dazu geben, ohne dass sie sich erst registrieren müssen.
Mit Fokus auf das Fediverse
Weiterhin fokussiere ich mich mehr auf das Fediverse, denn dort werden auch alle meine Blogbeiträge veröffentlicht. Von dort bekomme ich viel mehr Input als von kaputten Suchmaschinen, die mein Blog durch den Fleischwolf drehen. Und machen wir uns nichts vor, die mit Abstand größte Leserschaft eines Blogs sind Bots.
Im Gegensatz zu Ghost ist WordPress sehr weit, was die Anbindung an das Fediverse angeht. Und hier sehe ich letztlich auch die Zukunft, nicht nur bezogen auf Blogs. Denn im Zeitalter der kommerziellen Social-Media-Plattformen spielen Blogs kaum noch eine Rolle. Ich sehe aber auch, dass immer mehr neue Blogs entstehen, weil viele merken, dass es keine schlechte Idee ist, eine Plattform zu haben, über die man selbst die Kontrolle hat.
Nun ja, jedenfalls bin ich wieder zurück in der WordPress-Hölle.
Bildquelle Startseite: KI -Microsoft Image Creator
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