Heute habe ich mir mal über die Google Search Console angeschaut, was in den vergangenen 3 Monaten im Hinblick auf Traffic, also alles, was über die Suchmaschine kommt, so passiert ist.
Im Gegensatz zum Statistik-Tool Google Analytics, das ich nicht einsetze, werden hier keine personenbezogenen Daten verarbeitet. Ein Rückschluss auf Nutzerdaten ist nicht möglich, da diese gar nicht erst erhoben werden.
Die Google Search Console zeigt mir lediglich Folgendes an: Wie oft meine Website in der Google-Suche angezeigt wurde, auf welcher Position meine Website bei welchen Suchbegriffen durchschnittlich in den Suchergebnissen angezeigt wurde (Ranking), wie oft meine Website bei der jeweiligen Suchanfrage besucht wurde und wie hoch der jeweilige CTR-Wert ist, also wie viel Prozent der Suchmaschinen-Nutzer bei welcher Suchanfrage meine Website auch tatsächlich besucht haben.
Willkommen auf Schrödingers Blog
In den vergangenen drei Monaten gab es 5 Klicks (Besucher) und 174 Impressionen (Anzeige in der Suche). Das ergibt eine CTR (Click-Through-Rate) von 2,9 %.
Ich bin mir sicher, dass es dieses Blog hier gibt, aber irgendwie auch nicht. LOL!
Ich blogge schon sehr lange. Ich kann die Domains, unter denen ich Blogs betrieben habe, fast nicht mehr zählen, und damals sah das noch etwas anders aus. Man stellte ein Blog ins Netz und die Suchmaschinen kamen relativ schnell vorbei, um die Inhalte zu indexieren.
Natürlich kommt es immer darauf an, ob sich Menschen für deine Inhalte interessieren. Nicht thematisch fokussierte Blogs hatten es schon immer etwas schwerer eine Leserschaft zu finden. Das ist auch verständlich, denn wenn ich mich z. B. hauptsächlich für Open Source interessiere, dann will ich vielleicht nicht auch noch Beiträge über Kochrezepte, Reiseberichte oder was auch immer lesen.
Nun könnte man sagen, Moment mal, was ist mit den ganzen Bloggern, die tagebuchartig über ihr Leben berichten. Die haben doch auch ganz unterschiedliche Themen und teilweise eine nicht gerade eine kleine Leserschaft. Das stimmt, aber das Interesse liegt ja gerade darin, zu lesen, was andere Menschen jeden Tag erleben. Oft ist es auch die Person, die sehr unterhaltsam ist, oder auch der Schreibstil. Solche Blogs sterben meiner Meinung nach immer mehr aus, weil das heute in Kurzform in den sozialen Medien passiert.
Was früher aber besser war, egal welche Art von Blog man betrieb, thematisch oder nicht, man bekam weitaus mehr Besucher über die Suchmaschinen. Die Zahlen sahen komplett anders aus.
Kaputte Suchmaschinen?
Was wir heute erleben, wird immer gerne damit erklärt, dass die Suchmaschinen große Probleme haben. Sie werden mit SEO-Spam überschwemmt und verstehen angeblich nicht mehr, wonach wir suchen. Offen gesagt glaube ich das nicht, denn Google versteht sehr gut, wonach wir suchen. Dies zeigt sich daran, dass man oft sehr genaue anorganische Ergebnisse auf seine Suche erhält. Als anorganisch werden Suchergebnisse bezeichnet, für die jemand bezahlt hat. Organische Suchergebnisse hingegen, also Ergebnisse, für die niemand bezahlt hat, sind oft veraltet oder entsprechen nicht unserer Suchanfrage. Es besteht die Vermutung, dass Google die Suchergebnisse absichtlich verschlechtert. Ob das der Wahrheit entspricht, kann ich nicht sagen. Aber es gibt jemanden, der diese These aufstellt. Lustigerweise mit einem Videobeispiel auf YouTube.
Eine fachlich fundierte Aussage kann ich in diesem Zusammenhang nicht treffen. Ich kann mich nur auf Erfahrungswerte berufen und damals war das mit dem organischen Traffic, der über Suchmaschinen kam, meiner Meinung nach sehr viel besser.
Was bedeutet das für Blogs?
Machen wir uns nichts vor, Blogs gehören zum alten Eisen und haben ihre besten Zeiten schon hinter sich. In einem anderen Beitrag zum Thema Big Tech und Plattformen habe ich mich auf Martin Andree, einen deutschen Wissenschaftler, Gründer und Manager im Bereich digitale Medien und Marketing, bezogen. In seinem Buch „Big Tech muss weg!“ zeigt er auf, wie problematisch und demokratiegefährdend Google und Co. letztlich sind.
Bezogen auf diesen Beitrag möchte ich nur mal ein Zahlenbeispiel anführen:
Alle Blogs im Internet zusammen haben 14 % Nettoreichweite, was bedeutet, dass 86 % der Menschen in Deutschland niemals einen Blog lesen.
Nun könnte man meinen, dass alles seine Zeit hat und Blogs ihren Zenit überschritten haben. Ganz so ist es aber nicht. Blogs wurden schon oft tot geschrieben, aber sie existieren immer noch. Rund 67 % der Internetseiten basieren auf Basis von WordPress, von denen aber nicht alle auch automatisch Blogs im klassischen Sinne sind.
Wandel ist natürlich eine gute Sache, nur wenn er bezogen auf das Internet in den Händen weniger Player liegt, die es geschafft haben, dass alles, was nach mehr als dreihundert Zeichen aussieht, als unlesbar wahrgenommen wird und Suchmaschinen eigentlich nur noch Werbekataloge sind, über die man mit viel Glück auch mal etwas Brauchbares findet, dann hat man vor allem mit seinem privat geführten Blog ein Problem. Im Prinzip schreibt man für das Niemandsland.
Ich habe schon oft von Blogger*innen gehört, dass es ihnen eigentlich nicht so wichtig ist, ob und wie viele Leser*innen sie haben. Da würde ich mich auch einordnen. Allerdings stelle ich mir manchmal dann doch die Frage, warum ich das hier eigentlich mache. Wenn mir Leser nicht so wichtig wären, dann könnte ich Texte ja auch offline nur für mich schreiben.
Ob Blogs in ihrer alten Form noch einmal eine Renaissance erleben, weil immer mehr Menschen aufwachen und die Plattformökonomie kritisch hinterfragen, glaube ich offen gestanden nicht. Obwohl man mit einem selbst installierten Blog die Kontrolle über das System hat, ist das Konstrukt Blog vielleicht nicht mehr ganz so attraktiv. Aber eine echte Chance sehe ich in Verbindung mit dem Fediverse
Was bedeutet das in Bezug auf Bloggen?
Ich denke, dass es immer wichtiger wird, sein Blog mit dem Fediverse zu verbinden. Zu diesem Thema habe ich bereits einen Beitrag geschrieben.
Genauso wichtig wird es in Zukunft sein, dass Blog-Software eine solche Integration schon von Haus aus mitbringt. Dies ist z. B. bei WriteFreely der Fall, aber auch mit WordPress lässt sich das über Plugins realisieren. Allerdings stehe ich WordPress mit seinem Plugin-System kritisch gegenüber, auch wenn ich die Blogsoftware hier verwende. Letztlich könnte man auch Friendica als Blogsoftware nutzen, da es keine Zeichenbegrenzung gibt, wie man sie beispielsweise von Mastodon kennt.
Friendica finde ich in diesem Zusammenhang sogar ganz spannend. Es ist zwar keine typische Blogsoftware, aber die Möglichkeiten in Bezug auf das Fediverse sind wirklich sehr groß. Man hat zwar kein Blogdesignwunder am Start, aber das braucht man meiner Meinung nach auch nicht, denn jeder liest die Textinhalte ohnehin ganz individuell über die Plattform oder App, die er oder sie nutzt. Und die Chance, dass jemand über eine Suchmaschine auf dem Blog landet, dürfte ohnehin eher gering ausfallen.
Etwas Wichtiges zum Schluss!
Dieser Beitrag soll auf keinen Fall entmutigen. Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Blog zu betreiben, sollte dies unbedingt tun! Blogs bedeuten immer noch Unabhängigkeit und Kontrolle über die eigenen Daten.
Außerdem sind das nur meine Zugriffszahlen und es handelt sich ausschließlich um Besucher, die über Suchmaschinen kommen. Andere Blogger werden ganz andere Zahlen aufweisen können.
Letztlich führe ich gedanklich nur etwas zusammen und das muss keineswegs richtig sein.
Quelle im Abschnitt kaputte Suchmaschinen: mkln.org
Bildquelle Startseite: KI – Stable Diffusion 3.5
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