Nach den jüngsten Ereignissen rund um Mark Zuckerberg denken viele darüber nach, Facebook und Instagram zu verlassen.
Mir fiel auf, dass in den vergangenen Tagen doch vermehrt Menschen den Weg ins Fediverse gefunden haben, aber etwas ratlos sind, wie man hier sein privates Netzwerk aufbaut. So ging es mir 2018 auch, als ich im Fediverse ankam.
Es gibt zu diesem Thema wirklich umfangreiche Ratgeber, die einen am Anfang aber auch erschlagen können. Insofern möchte ich kurz schildern, wie ich damals vorgegangen bin.
- Ladet ein Profilbild für euer Konto hoch und füllt das Biografiefeld aus. Schreibt etwas über euch und eure Interessen. Ihr könnt auch etwas Lustiges schreiben, das ist euch überlassen. Auf jeden Fall sollte da etwas stehen, denn manche Accounts folgen euch nicht, wenn in der Bio nichts steht.
- Schreibt einen Post mit dem Hashtag #neuhier. Für manche mag das am Anfang schwierig sein, aber ihr müsst keine Romane schreiben. Ein „Hallo, ich bin neu hier“ kann schon reichen. Schön ist es natürlich, wenn ihr etwas mehr schreibt, zum Beispiel wie ihr ins Fediverse gefunden habt oder was euch besonders interessiert. Wichtig ist auf jeden Fall der Hashtag #neuhier. Viele im Fediverse folgen diesem Hashtag und so bekommen sie mit, dass du da bist.
- Lest in der lokalen Timeline eurer Instanz, was die anderen so posten und diskutiert mit, wenn euch ein Thema oder Post gefällt. In einem anderen Beitrag habe ich das mal so beschrieben: Stellt euch einfach vor, ihr seid zu einer Party eingeladen, bei der ihr nur den Gastgeber oder die Gastgeberin kennt. Ihr steht mit vielen Menschen zusammen, hört euch an, worüber geredet wird, und wenn euch das Gespräch gefällt, beteiligt ihr euch. Und das könnt ihr dann auch in der globalen Timeline so machen. Und natürlich solltet ihr nicht vergessen, Accounts zu folgen, die euch gefallen. Aber das versteht sich von selbst.
- Entdeckt ihr einen Beitrag, den ihr mögt, dann teilt das dem Poster doch mit einem Like mit oder boostet ihn. Boosten bedeutet, dass ihr den Beitrag auch mit euren Followern teilt.
- Abonniert Hashtags, die euren Interessen entsprechen. Wenn ihr euch z. B. für lokale Themen aus eurer Stadt interessiert, abonniert einfach den entsprechenden Hashtag. So könnt ihr auch Accounts entdecken, denen ihr vielleicht folgen möchtet. Und denkt auch daran, für eure Beiträge Hashtags zu nutzen.
Das sind zwar nur ganz einfache Basics, die sicherlich auch in anderen sozialen Netzwerken mehr oder weniger gängig sind, aber das Fediverse unterscheidet sich hier wesentlich von profitorientierten Plattformen. Es gibt keinen Algorithmus, der euch auf Basis von Interaktionen Vorschläge unterbreitet, welchen Accounts ihr folgen solltet. Was wie ein Nachteil wirkt, ist in Wirklichkeit ein großer Vorteil. Aber das soll hier kein Beitrag werden, der sich mit dem Geschäftsmodell profitorientierter, algorithmisch gesteuerter Empörungsplattformen beschäftigt.
Noch einmal neu durchzustarten, ist sicherlich schwer, aber es lohnt sich. Wenn ihr euch im Fediverse ein Netzwerk aufgebaut habt, dann werdet ihr es nicht verlieren, wie das der Fall sein kann, wenn opportunistische Tech-Oligarchen Entscheidungen treffen, die nicht mit euren Wertevorstellungen übereinstimmen. Das Fediverse ist dezentral angelegt, kann nicht gekauft werden und besteht aus tausenden Instanzen (Servern) und Diensten. Und ihr könnt euer Netzwerk jederzeit mitnehmen, falls ihr im Fediverse mal umziehen wollt.
Und wenn ihr gerade von Facebook oder Instagram kommt, dann schaut euch mal friendica oder pixelfed an. Das sind die Dienste im Fediverse, die ähnlich aufgebaut sind.
Gebt der ganzen Sache ruhig mal eine Chance. Manchmal braucht es Zeit, um sich an Neues zu gewöhnen. Und ihr solltet immer bedenken, dass jede Plattform, die als zentrales Netzwerk angelegt ist und Venture-Capital von fragwürdigen Investoren einsammelt, eines Tages in eine falsche Richtung abbiegen wird oder abbiegen muss. Da ergibt es einfach mehr Sinn, ins Fediverse zu investieren, um nicht andauernd Bruchlandungen und den damit verbundenen Verlust seines mühevoll aufgebauten Netzwerks zu erleben, während es sich die Betreiber mit ihren Multimilliarden gut gehen lassen, auch wenn sie die Butze wohlmöglich gegen die Wand fahren.
Ein Netzwerk im Fediverse aufzubauen, ist sicherlich mit etwas mehr Arbeit verbunden. Und manchmal sind einige Dienste optisch nicht so schick, wie man es von kapitalgetriebenen Plattformen gewohnt ist. Aber für fast alles gibt es Lösungen und es lohnt sich, die Zeit, die man für soziale Netzwerke aufwendet, ins Fediverse zu investieren.
Bildquelle: KI-Stable Difussion 3.5
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