Einfach der KI vertrauen, was soll da schon schief gehen.

Das dachte sich auch ein Musiker, der seine Musikprojekte chronologisch sortieren lassen wollte.

ChatGPT, dein Terminalprofi!

Ob es sich um einen Hobbymusiker oder einen Profi handelt, ist nicht ganz ersichtlich, aber im Laufe der Jahre kommt schon einiges an Musikprojekten zusammen. Diese werden von Ableton in einzelnen Ordnern abgelegt und beinhalten für jeden Track die MIDI-Spuren, Samples, Gesangsaufnahmen usw. Das lässt sich auch anders einstellen, aber das ist nicht das Thema.

Er wollte diese Ordner und deren Inhalte wahrscheinlich chronologisch sortieren lassen, und was bietet sich da mehr an als ein Terminalbefehl. In seinem Fall auf einem Mac M3. Und da er nicht wusste wie man das machen kann, fragte er ChatGPT.

Er erhielt folgenden Terminalbefehl und führte ihn aus:

rm -rf „$ROOT/Projects“ „$ROOT/Sessions“ „$ROOT/Audio Files“

Link zum Mastodon-Post

Autsch! Innerhalb von Sekunden war ein Jahr Arbeit vernichtet. Mit dem Befehl „rm” werden Dateien unwiderruflich gelöscht. Sie landen nicht im Papierkorb und lassen sich auch nicht wiederherstellen.

Kein Backup, kein Mitleid

Ein Backup hatte er nicht. Und ja, man kann sagen: „Selbst schuld“ – und das in doppelter Hinsicht. Aber jeder, der irgendetwas mit Audio macht – egal, ob als Hobbyist oder beruflich – wird diesen Schmerz nachempfinden können. Das ist ein absoluter Supergau.

Man kann es gar nicht oft genug erwähnen: Macht Backups eurer wichtigsten Daten! Ein Betriebssystem lässt sich wieder installieren, verlorene Daten sind jedoch unwiederbringlich weg.

Der Schein vom intelligenten Helfer

KI hält mittlerweile überall Einzug. Auf dem Desktop, auf dem Laptop, auf dem Smartphone – und demnächst wahrscheinlich auch noch in der Elektrozahnbürste. KI als Marke. Wenn heutzutage kein Vegan-Label auf Obst und Gemüse klebt, dann scheint mit dem Produkt etwas nicht zu stimmen.

Je mehr KI in unseren Alltag einzieht, desto mehr vertrauen wir ihr. Und genau hier liegt der Fehler. Du, der diesen Beitrag bis hierher gelesen hast, wirst das sicherlich anders sehen. Dir sind die Probleme rund um KI bekannt, da du dich für Technik interessierst und über entsprechendes Hintergrundwissen verfügst. Aber das trifft auf sehr viele Menschen eben nicht zu. Sie nutzen diese Angebote und vertrauen ihnen.

Endlich das Tor zu einer vermeintlich verschlossenen Welt öffnen?

Ich habe schon Beiträge in Blogs gelesen, in denen Menschen begeistert davon waren, dass KI für ihren Anwendungsfall ein WordPress-Plug-in erstellt hat, das gut funktioniert. Das kann man machen, wenn man über ein grundlegendes Verständnis von PHP, Javascript, HTML und CSS verfügt. Dann kann KI ein Helfer sein. Ich muss allerdings wenigstens im Ansatz verstehen, was mir die KI als Source-Code präsentiert. Alles andere ist wie auf Messers Schneide zu balancieren, bis es gewaltig schiefgeht und wehtut.

Hätte der Musiker mehr Wissen über Terminalbefehle gehabt, wäre das nicht passiert. Das ist jedoch nicht das alleinige Problem von künstlicher Intelligenz, sondern wie KI vermarktet wird. Sie hält überall Einzug – ob man das nun will oder nicht –, verschlingt gigantische Summen an Geld und Ressourcen, was auf Dauer natürlich nicht wirtschaftlich ist. Meiner Meinung nach wird etwas auf die Menschheit losgelassen, das noch etwas mehr Zeit bräuchte, um wirklich alltagstauglich zu sein. Damit meine ich nicht die Technologie an sich. Wir brauchen aber allgemeingültige Regeln für den Einsatz von KI, damit wir nicht als Laborratten enden.

Nicht falsch verstehen: Ich bin kein Gegner von KI. Aber ich habe ein großes Problem damit, dass die opportunistischen und faschistischen Tech-Bros aus dem Silicon Valley im Wettrennen sehr weit vorne liegen. Und wie sie mit Verantwortung umgehen, wissen wir ja. Sie übernehmen sie schlichtweg nicht.

Andreas

Audio- und Technikfreak, interessiert sich für Atmo, Sounddesign, Synthesizer, Filmscore, Podcasts, Netzkultur, FOSS, Gaming sowie für wissenschaftliche und gesellschaftliche Themen. Auch hier auf fedispace.de zu finden.

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2 Kommentare

  • Ja, doof gelaufen. Wie Du schon sagst, „kein Backup, kein Mitleid“ – gerade bei unverstandenen Terminalbefehlen. Wobei auch schon etwas komisch, dass dieser Vorschlag von der KI kam. Den genauen Promt hätte ich ja gerne mal gesehen.

    • Hallo Hendrik.
      Ja, den Prompt hätte ich auch gern gesehen. Vielleicht war da schon Fehler.

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